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Erinnerungen an die 50´er Jahre und meine Schulzeit
Borgward, Barockengel und anderes Interessantes

Doch zurück zur "Einberufung": Eigentlich war das doch nicht so schlecht, zwar mußte ich meist die knapp 1 1/2 Kilometer zur Schule zu Fuß zurücklegen, doch es ging fast die gesamte Keupstraße lang, und da gab´s immer was zu sehen. Außerdem war ich in guter Gesellschaft. Onkel Carl Becker (Nennonkel, da mit meinen Eltern gut befreundet) war unser Schulrektor, der mußte mangels eigenem Fahrzeug auch zu Fuß gehen. Er kam mit der Straßenbahn bis zur Kreuzung Bergisch Gladbacher Str. - Keupstraße, da wo´s mal gekracht hat, und hatte dann den selben Weg wie ich. Ich war mit seinem Sohn Peter befreundet, der in meine Klasse ging. Überhaupt gab es an der ganzen Schule kein einziges Auto, nur mein Klassenlehrer Herr Schweigert hatte ein flammenneues "Herrmännchen" , eine metallicblaue Miele, und die schloß er jeden Morgen auf der "Toilette für den Lehrkörper" ein. Diese lag neben der noch zerbombten Turnhalle, von der nur noch die Außenmauern standen und drinnen wuchsen Bäume. So war das damals. Überhaupt gab es noch viele Trümmergrundstücke oder notfürftig, oft nur in Paterre  wiederaufgebaut oder mit Wohnräumen über den Geschäften.

Im Laufe der vier Volksschuljahre konnte ich dann das Wirtschaftswunder beobachten, manches Trümmerhaus wurde wieder aufgebaut und es gab immer mehr Fahrzeuge auf der Keupstraße. Sogar entlang der Fabrikmauer von Felten&Giliaume standen die ersten Arbeiterautos, Fulda-Mobil, Kleinschnittger, Messerschmitt, Lloyd, Gutbrod, Champion und auch schon mal ein Käfer, hier und da ein P4 oder ein Vorkriegs-DKW. Und wenn das große Eisentor der Kraftwagenhallen dort mal offen war, riskierte ich immer einen Blick in den Hof. Ab und zu bekam ich den chromfunkelnden schwarzen 300´er Adenauer der Direktion zu Gesicht und ich erinnere mich noch genau an ein gerade  bei der Vorstellung der aktuellen S-Klasse gepriesenes Detail, die Blinker im Spiegel. Von wegen neu, der 300´er von Felten& Giliaume hatte das schon vor 45 Jahren und die verchromten Spiegel mit integriertem Blinker saßen auf langen geschwungenen Füßen an den vorderen Kotflügeln, ich glaube sogar auf den langen Blinkern.

Wir tankten 'Rheinpreussen' damals, manchmal an einer kleinen Tankstelle am Stadtgarten, die bewirtschaftete ein Kriegsversehrter und mit seinem einem Arm pumpte er abwechselnd zwei 5-Liter Glasbehälter voll. Während er den einen vollpumpte, lief das Benzin aus dem anderen in den Tank. Und wenn wir in unser Wochenendhaus ins Bergische fuhren, kamen wir an der Höhenberger Kreuzung vorbei, da hing noch eine Ampel mit Drehzeiger mitten drüber. Ganz zu Anfang, so um 1950, das Tempo-Dreirad war gerade vom 3 -Tonner Blitz abgelöst, gings per Möbelwagen ins Wochenende. Der Borgward Hansa war noch nicht geliefert, und im Blitz war genügend Platz, denn das Wochenendhaus stand noch nicht und unser Ferienzimmer in Großelterns Pension war oft von fremden Gästen belegt. Bald schon gings dann aber schneller und bequemer mit dem dunkelroten Hansa 1500. In dem hat meine Mutter die ersten Fahrversuche gemacht. Es hat fürchterlich geruckt und ich hatte panische Angst, daß wir in der Agger landen, weil der große Parkplatz, auf dem sie üben durfte, gleich am Fluß lag.

Unser erster neuer PKW nach dem Krieg, ein 50´er Borgward Hansa 1500   hier fehlt noch ein Foto eines der V8 von Tante Marta, wenn ich nur das Album mal bekomm ...  und hier fehlt noch eins vom Opel Blitz, auch das ist in dem vermaledeiten Album :-(. Aber sie fuhr dann doch gut, einmal hat Sie später am Heiligenhauser Berg einen schweren Lastzug 

 
rechts überholt, das war allerdings schon mit dem 54´er Kapitän. Es hat mächtig gestaubt und war nur möglich weil der Lastzug sehr langsam und der Seitenstreifen sehr breit war. Am Wochende kam auch meistens "Tante Marta", die war Kriegs-Witwe, "vollschlank" und war die Freundin von Onkel Conni. Das Familiengezeter hinter ihrem Rücken wegen der "läppischen" 12 Jahre Altersunterschied zu ihrem Nachteil habe ich damals noch nicht so erfassen können, aber die Storck-Kamellen und die Faam-Rollen machten sie so sympatisch. Ach ja, das Auto! Tante Marta hatte eine Fabrik, Goldringe, Goldschmuck, Modeschmuck und vieles mehr. Herr Kutzki war ihr Chauffeur, der hatte dann manchmal das Einzelzimmer in der Pension. Meistens fuhr er aber mit dem Zug zurück und erschien Sonntagabends ebenso wieder zur Abholung von Tante Marta. Das Auto mußte natürlich da bleiben. Tante Marta fuhr vom Augenblick des Erscheinens BMW V8. Der parkte dann auch oft beim Kaufhof und der Kaufhalle, denn da war Tante Marta Lieferant. Bevor Herr Kutzki zum Zug lief, mußte er noch den Wagen putzen. Er war immer froh, wenn gutes Wetter war, dann hatte er das zu Hause erledigt und mußte nur ein paar Fliegen entfernen. Tante Marta schwärmte immer vom V8, Sie übernahm zum Schluß noch einen der letzten 3,2 Super. Den jagte Onkel Conni mächtig - war ja nicht seiner. Einmal fuhren wir zu einer Hochzeit ins Vorgebirge, auf der Aachener Autobahn stand die Tachnadel bei 190 Stundenkilometer und es pfiff unüberhörbar. Tante Marta betonte immer, das macht nur mein V8!

Zu dieser Zeit war ich im Internat im Wittgensteinschen, das war ein altes Schloß, und wenn Elternsprechtag war oder Ferienbeginn, dann fuhren ne Menge schicker Wagen vor. Doch der BMW V8 war selten, und ich war ganz stolz wenn ich mal mit ihm abgeholt wurde. Die Fahrt in der großen bequemen Limousine begeisterte mich schon damals, ich liebte den Klang des 8-Zylinders, das sonore Auspuffbrummeln und die schiere Kraft, wenn einmal ein Überholvorgang notwendig wurde. Leider ergab es sich nicht so oft, das Onkel Conni die Tour mit dem BMW machen konnte. EInmal kam er sogar mit seinem DMW F 102, das war mir dann schon fast peinlich ... . Obwohl der in rot/schwarz und mit zusätzlichen Chromstreifen an de Flanke und der Dachrinne gut ausschaute.

Einen V8 fuhr auch der kleine Architekt Zanders. Der hatte ein Geschäftshaus für uns gebaut und kam eine Weile nach Vaters Tod immer geschniegelt im Maßanzug mit Hut und Blumen und machte meiner Mutter den Hof . Mutter war das immer furchtbar peinlich,weil er sehr klein geraten war und besonders beim Fahren mindestens drei Unterlegkissen brauchte, damit er über´s Lenkrad schauen konnte und er selbst mit Hut immer noch nicht die Größe von Mutter ereichte. Aber sein maronroter V8 3200S, der gefiel mir, doch er als Vaterersatz ...? Er hat das  dann wohl eingesehen und tauchte dann nicht mehr auf. 

Manchmal ergibt es sich, daß meine Mutter in meinem Barockengel mitfährt. Dann spricht sie immer von Tante Marta mit ihrem dicken V8, dem Chauffeur Kutzki und dem kleinen Architekt Zanders. Waren das Zeiten .... .

Später bewunderte ich dann die schönen BMW Fahrzeuge bei den ersten V8-Treffen. Anfangs der 80´er Jahre kaufte ich schließlich meine ersten beiden V8, einen hellgrauen 57´er mit großem Stoffschiebedach und einen 58´er,  in eben dem schönen maronrot. Hier auf den Fotos ist der Tag der Ankunft zu sehen, 'Lucki' transportierte öfter mal etwas für mich. Der rote V8 war gesund und nach Reingung und Politur sah er gar nicht übel aus. Selbst die Innenausstattung war unverbraucht und die Originalpolster dank Schonbezügen wie neu. Doch erst 10 Jahr später folgte die eigentliche Sammelleidenschaft des weißblauen bayrischen  Fabrikates und damit weitere große BMW.


   © Archiv Klaus Jansen  -  OldtimerWEBseiten  Erinnerungen--02.html  12.12.2001  - Update 15.02.2024